(english translation below)Ein Festmahl... ein ziemlich armes für einen Vegetarier. Mit Brot, Gemüse, und etwas Brie habe ich das Verhungern abgewehrt während ich einen Rotwein genoß... der anständig war. Die Menschen um mich standen an Tischen unter dem hellgelben Licht des Empfangsraumes, redend und lachend, essend und trinkend; Musiker, Musikliebhaber, die dann vom Abteilungsleiter unterbrochen wurden, als dieser das Verleihen eines Preises an einen seiner Schüler verkündete. Alle klatschen und setzten ihre Belustigung fort.
Und dann kam Houn. So nenne ich sie wenigstens jetzt. Halb so groß wie ich. Asiatisch. Zart und schwankend wie eine Puppe aus Stroh- doch sie war kein Kind. Das verrieten die vielen kleinen Falter um ihre schmallen, schwarzen Augen; sowie die nicht mehr so frische Haut ihres Gesichts, und dazu behauptete sie immer, sie sei ,,über 30" (ob das noch gilt, weiß ich nicht). Sie war schon lange Studentin, schon lange in Salzburg, und schon lange einsam und unglücklich.
Diese schlüpfte ihren Arm durch den meinen und verlangte von mir Wasser- obwohl ich offensichtlich keins zu verschenken hatte. Ich fragte sie, ob sie betrunken sei, was sie anfangs leugnete, worauf sie dann aber gleich zugab, etwas Bier zuhause, und hier zwei Gläser Sekt, und noch etwas Wein getrunken zu haben.
,,na, dann nur angetrunken" lautete meine Antwort, von einem Halblächeln begleitet.
Sie hing verzweifelt an meinem Arm. Der Fritz (so nenne ich ihn jetzt) ging an uns vorbei, lächelnd, so tuend, als schösse er ein Photo von uns.
,,Sehen wir etwa nach einem Paar aus?" fragte ich ihn
,,Ein bisschen" lächelte er
Der Fritz weiß, wie die Houn ist- hielten andere etwas davon, war es mir wurscht, also gönnte ich mir ein stoffliches Lachen... doch die Houn krallte sich noch fester an mich. Ihr Kopf fiel ein Stückchen herab, ihr Gesicht unsichtbar machend, und von unter ihrem Pagenschnitt her entwich eine Stimme.
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Ich will eine bedeutende Komponistin werden"
,,Das will jeder von uns" war meine kalte Antwort
Sie wiederholte sich, damit sie der Fritz, noch bei uns, höre
,,
Das bist du schon!" lautete seine fröhliche
Er hat sie aber nicht überzeugt.
Nach einigen Minuten entchloß ich, mich nach Hause zu verziehen. Ich versuchte, der Houn einen schönen Abend noch zu wünschen, doch sie bestand darauf, mich bis zur Haltestelle zu begleiten. Ich musste einen langen Weg zu Fuß noch gehen, da mein Bus um die Uhrzeit nicht mehr auf der Seite der Salzach fuhr.
Als wir zum Markatplatz und dann über den Makartsteg gingen, Houn immer noch an mir hängend, vielleicht damit sie der Wind nicht hinwegwehe; fragte ich sie, wie lange sie noch in Salzburg bleibe. Sie hat letzten Monat absolviert.
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Ich bin so unglücklich" sagte sie auf einmal
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das bist du immer" erwiderte ich
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das will ich nicht sein... und wie ist es für dich? Bist du immer glücklich?"
,,...
nein. Bei mir ändert sich das ständig"
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Du bist noch jung..."
,,
Warst du in meinem Alter glücklicher?"
,,Nein!
Ich war zu zurückhalte n d..."
Wir kamen an der Haltestelle an, wo ich ihr zu erklären versuchte, dass Alkohol keine Lösung sei, dass der einen nur empfindungslos mache... Zum ersten Male hat sie ihr Problem nicht bestritten. Ich redete ihr zu, sie könne nie stärker werden während sie sich darauf verlasse. Aber das hatte ich wohl alles schonmal gesagt. Ich sagte ihr, sie solle beten... zu Gott. zu Jehova. Doch weiß ich eigentlich nicht, ob er ihr zuhören würde.
Die Lisa hat einmal gesagt, als wir über die Kleine sprachen, dass sie meine, der Mensch könne sich nicht ändern. Ob das stimmt, weiß ich selbst nicht. Wenn dem ist, ist Houn...
Als ich auf deren Gesicht herabblickte, wurde mir klar, dass sie weinte. Mir gingen die Worte aus, und ich wusste nicht mehr was zu tun, außer ihren Kopf gegen meine Brust zu halten, ihr die schwarzen Haare mit der Hand zu streicheln... deren Berührung rau wie Stroh war.
Ich tat das... ich weiß nicht für wie lange- wenigstens 10 Minuten, wenn ich von der Zeitanzeige der Haltestelle ausgehe. Dann kam mein Bus an. Ich sagte, ich müsse gehen, drückte sie sanft von meiner Brust hinweg, und sprach, ihr in die Augen blickend,
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Versuch etwas stärker zu sein. Ich will dich nicht immer so schwach sehen" Es kann sein, dass sie mir zunickte, ich weiß es nicht mehr.
Nachdem ich ihr die Haare küsste, verließ ich sie in der Kälte stehend und ging auf den Bus zu, ohne zurückzublicken, ohne zu sehen wie sie da noch ein paar Sekunden, vielleicht sogar eine Minute, vielleicht länger allein stand, den Kopf noch nach unten gerichtet, noch weinend, schwankend; diesen Anblick vermeidend, stieg in den Bus ein
wo ich mich so ratlos fühlte.
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A banquet... a rather poor one for a vegetarian. I fought off starvation with bread, vegetables and a little bit of brie. Meanwhile I enjoyed a red wine... it was decent. The people around me stood at tables under the bright yellow light of the lobby, talking and laughing, eating and drinking; musicians, music lovers, who were then interrupted by the department head, as this one announced the awarding of a prize to one of his students. Everyone clapped and continued their merry-making.And then came Houn, at least that is what I will call her now. Half my size. Asian. Delicate and wavery like a puppet of straw- yet she was no child. This was betrayed by the many small wrinkles around her her narrow, black eyes; as well as by the no longer so fresh skin of her face, and regarding this, she always claimed to be "over 30" (although I don't know if this is still valid). She had long been a student, long been in Salzburg, and long been lonely and unhappy.This one slipped her arm through mine and demanded of me water, of which I clearly had none to give. I asked her if she was drunk, which she at first denied, but in response to which she then admitted to having drunk a beer at home, two glasses of champagne, and some wine."Well, only tipsy then" sounded my answer, accompanied by a half-smile.She hung desperately on my arm. Fritz (that's what I will call him now) walked by us, smiling, acting as if he were shooting a photo of us."What, do we look like a couple?" I asked him"A little" he smiledFritz knows how Houn is- if others thought something of it, I couldn't have cared less. So I indulged myself in a substantial laugh. Yet Houn clung even more tightly to me. Her head fell a bit downards, making her face invisible, and from beneath her pageboy cut escaped a voice.
"I want to become a significant composer""Every one of us wants that" was my cold answerShe repeated herself, so that Fritz, still with us, could hear"You already are one!" sounded his cheerful responseYet he did not convince her.After a few minutes, I decided to withdraw to my residence. I attempted to wish Houn a good evening, but she insisted on accompanying me to the bus stop. I had to go a long way by foot, as at this time my bus no longer drove on this side of the Salzach.
As we walked to Markatplatz and then over the Makart-bridge, Houn still hanging on to me, perhaps so that the wind would not carry her away; I asked her how long she would remain in Salzburg. She had graduated the previous month."I'm so unhappy" she said at once"You always are" I riposted"I don't want to be... how is it for you? Are you always happy?""...no. With me, it changes constantly""You are still young...""Were you happier at my age?""No! I was too withdra w n..."I tried to explain to her, that alcohol is no solution, that it only makes one numb... For the first time, she did not dispute her problem. I reasoned with her, that she could not become stronger while relying on it. But I had probably said all that before. I told her she should pray... to God. to Jehovah. But I really don't know, if he would listen to her.Lisa once told me, as we spoke about the little one, that she believes people cannot change themselves. Whether that is true, I do not know. If it is, then Houn...As I looked downward at this one's face, it became clear to me that she was crying. I ran out of words and knew no more what to do, except to hold her head against my chest, to stroke with my hand her black hairs... whose touch was like straw.I did this... I know not for how long- at least 10 minutes, if I orientate myself on the time display of the bus stop. Then my bus arrived. I said, I have to go, pushed her gently away from my chest, and spoke, looking her in the eyes,"Try to be a bit stronger. I don't want to always see you so weak" She might have nodded to me. I don't know anymore.After kissing her hairs, I left her standing in the cold and and approached the bus, without looking back, without seeing how for a few seconds, perhaps for a minute, perhaps even longer, she still stood there, her head pointed downward, still crying, wavering; avoiding this sight, I boarded the buswhere I felt so at a loss.